Endlich hat die Artikeldetailseite geladen und er kann die Farbe des Leders auswählen, er wählt braun aus und langsam passen sich Preis und Verfügbarkeit der Variante vor seinen Augen auf, gerät aber leicht ins Stocken. Eilig steckt er das Smartphone in die Tasche, der Fahrstuhl ist im richtigen Stockwerk angekommen und er steigt aus. Die coole Herrenhandtasche, die er eben noch kaufen wollte, wird er leider vergessen und nie in den Onlineshop zurückkehren. Unsere Welt ist schnell geworden und wenn ein Onlineshop nicht Schritt halten kann, dann verliert er Umsatz.
Interaction to Next Paint
Seit März 2024 ist eine neue Kennzahl in aller Munde – vor allem bei Shopbetreibern, Entwicklern und SEOs: INP, kurz für „Interaction to Next Paint“. Diese Metrik ist nicht nur technisch spannend, sondern auch ein belastbarer Indikator für das erlebte Tempo eines Online-Shops. Aber warum ist Google die Interaktionsgeschwindigkeit plötzlich so wichtig? Was steckt hinter dem vermeintlichen Fachchinesisch? Und wie gelingt es gerade Shopware-Shops, hier nicht ins Hintertreffen zu geraten?
INP ist entscheidendes Performance Signal
Als spezialisierte Shopware-Agentur mit mehr als 15 Jahren Erfahrung in Entwicklung und SEO geben wir Ihnen einen tieferen Einblick: Wir erklären, warum INP für Ihren Shop entscheidend ist, worauf Sie bei der Messung unbedingt achten müssen – und wie Sie das Einkaufserlebnis Ihrer Kundschaft durch gezielte Optimierungen spürbar verbessern.
Seit Frühjahr 2024 ist INP offiziell ein Core Web Vital, also ein direkter Rankingfaktor. Mit anderen Worten: Wer seine Shopware-Instanz nicht im Griff hat, verliert gleich doppelt – in der Sichtbarkeit und bei einzelnen Kunden.
Was ist INP überhaupt? – Ein neuer Maßstab für das „gefühlte“ Tempo
Stellen Sie sich vor, Sie besuchen einen Webshop, klicken auf einen Filter, möchten Ihr Lieblingsprodukt „in den Warenkorb“ legen oder sich durch verschiedene Kategorien navigieren. Wie schnell fühlt sich die Seite an? Reagiert sie beinahe zeitgleich oder lassen Sie erst mal den Mauszeiger kreisen, bevor etwas passiert? Genau hier setzt INP an.
Anders als frühere Messgrößen wie der FID („First Input Delay“), die nur den Moment bis zur ersten technischen Verarbeitung einer Nutzeraktion erfasst haben, bewertet INP die komplette Zeitspanne – von Ihrem Klick bis zur sichtbaren Reaktion der Website. Das Ziel: Wirklich zu messen, wie „lebendig“ sich Ihre Seite für echte Menschen anfühlt.
- Was wird gemessen?
Klicks, Touch-Eingaben, das Öffnen von Menüs oder Filtern – also alle typischen Interaktionen im Online-Shop. - Was gilt als gut?
Google setzt strenge Maßstäbe: Unter 200 Millisekunden gilt als optimal. Bis zu 500 ms ist noch akzeptabel, darüber hinaus wird es kritisch für Nutzererlebnis und SEO.
Warum ist INP für Shopware-Betreiber besonders wichtig?
Im E-Commerce entscheidet Tempo über Umsatz. Das klingt plakativ, lässt sich aber mit zahlreichen Studien belegen: Bereits winzig kleine Verzögerungen von 100 bis 200 Millisekunden können messbar zu Kaufabbrüchen führen – bei mobilen Nutzern umso stärker. In einem Shop folgt Interaktion auf Interaktion: Produkte werden gefiltert, Varianten ausgewählt, in den Warenkorb gelegt oder per One-Page-Checkout gekauft. Jede Verzögerung summiert sich, jede störende Sekunde schlägt sich in sinkender Conversion und – allein nach Googles INP-Einführung – auch im Suchmaschinenranking nieder.
Wie misst man INP sinnvoll? – Von Laborwerten und echten Nutzererfahrungen
Für viele technische Kennzahlen rund um Web-Performance existieren zwei unterschiedliche Messmethoden:
- Labordaten:
Hier werden Webseiten automatisiert „im Reagenzglas“ geprüft – zum Beispiel mit Werkzeugen wie Google Lighthouse oder WebPageTest. Sie liefern schnell reproduzierbare Ergebnisse und helfen, Code-Änderungen im Detail zu testen. Aber: Sie bilden nie die komplette Realität ab, weil kein echtes Nutzerverhalten, keine unterschiedlich schnellen Internetverbindungen, kein Geräte-Mix einbezogen wird.
- Real User Monitoring (RUM):
Diese Messung basiert auf Daten echter Besucher Ihres Shops, also auf tatsächlichen Interaktionen und echten Endgeräten im Alltag. Tools wie PageSpeed Insights (mit CrUX-Report), Google Search Console oder Browser-Erweiterungen zeigen Ihnen, wie Ihre Seiten in der „freien Wildbahn“ performen. Diese Werte sind für Google maßgeblich.
Und wie misst die Top 100 SEO Agentur? – Tipp aus der Praxis
Für ein vollständiges Bild sollten Sie beide Methoden einsetzen: Labordaten helfen bei der Fehlerdiagnose und Entwicklung, RUM-Daten zeigen, wie Ihre Maßnahmen draußen bei echten Kunden ankommen. Wem das nicht reicht, der kann zu professionellen Tools wie Tideways (spezialisiert auf PHP-Backends wie Shopware) oder New Relic (umfassende APM-Lösung) greifen. Damit lassen sich Flaschenhälse sowohl im Backend (z.B. langsame Datenbankabfragen) als auch im Frontend (langsame Skripte, rechenintensive JavaScript-Komponenten) erkennen und gezielt optimieren.
Typische INP-Bremsen in Shopware 5 und 6
Je nach Shopware-Version gibt es spezifische Schwachstellen, die sich immer wieder als Ursache für hohe INP-Werte zeigen:
Shopware 5
- Ältere, jQuery-lastige Architektur mit vielen DOM-Manipulationen
- Plugins, die globale Event-Handler blockieren oder überschreiben
- Kaum nativer Support für Lazy Loading und moderne JavaScript-Konventionen
- Modale Popups (Newsletter, Aktionen), komplexe Filter, die zu langer Bearbeitungszeit führen
Shopware 6
- Moderne Vue-basierte Frontend-Architektur: Vorteile bei Performance, aber riskant bei sehr dynamischen oder überladenen CMS-Seiten
- Komplexe Komponenten wie Slider, Filter-Overlays, die Rendering-Zeit steigern
- Eingeschleuste Drittanbieter-Skripte (z. B. Trackings, Marketing-Tools) können das Event-Handling ausbremsen – ohne, dass es auf den ersten Blick sichtbar ist

Was lässt sich gegen schlechte INP-Werte tun? – Konkrete Maßnahmen
Die gute Nachricht: Fast immer gibt es Stellschrauben, an denen Sie ohne Generalumbau drehen können.
Für alle Shopware-Versionen gilt:
- Überarbeiten Sie Ihre JavaScript-Bundles: Können bestimmte Skripte ausgelagert, gesplittet oder gar entfernt werden?
- Nutzen Sie „passive“ Event Listener, wenn Sie auf Scroll- oder Touch-Bewegungen reagieren (das entlastet den Haupt-Thread Ihres Browsers)
- Reduzieren Sie DOM-Änderungen – z.B. indem Sie alle Filteraktionen bündeln statt einzeln abzuarbeiten
- Laden Sie Drittanbieterskripte (etwa für Tracking oder Chat-Widgets) asynchron nach
- Entfernen oder „lazy laden“ Sie nicht zwingend nötige UI-Komponenten
Spezifisch für Shopware 5:
- Prüfen Sie, welche jQuery-Plugins wirklich benötigt werden, und schmeißen Sie Ballast raus
- Nutzen Sie Caching gezielt bei Ajax-Requests, etwa beim Nachladen von Filterergebnissen
- Halten Sie Theme-spezifisches JavaScript schlank und vermeiden Sie Funktionen für den Checkout-/Warenkorb auf irrelevanten Seiten
Spezifisch für Shopware 6:
- Deaktivieren Sie nicht genutzte oder selten genutzte CMS-Elemente (z. B. Tabs oder Overlays)
- Vermeiden Sie CMS-Blöcke mit hohem JavaScript-Anteil – oder lagern Sie sie auf Wunsch nach
- Testen und optimieren Sie Vue-Komponenten regelmäßig, vor allem dort, wo sie interaktiv stark beansprucht werden
- Überwachen Sie aktiv die Third-Party-Plugins – technisch wie inhaltlich

Interaktionsgeschwindigkeit – Ihr Schlüssel zu mehr Erfolg im Shop
Mit INP rückt Google erneut die tatsächliche Nutzererfahrung in den Fokus. Technische Optimierung bedeutet heute weit mehr, als nur schnelle Ladezeiten zu bieten – gefragt ist eine ganzheitliche Betrachtung der gesamten Interaktionskette. Denn: INP ist viel mehr als nur eine technische Spielerei. Die Interaction to Next Paint zeigt Ihnen, wie flüssig sich Ihr Shop für echte Kunden anfühlt – und trägt seit 2024 direkt zum Google-Ranking und damit zu Ihrem Geschäftserfolg bei.
Erfolgreiche Shopware Shops setzen auf das Zusammenspiel aus Core Web Vitals, gezieltem CSS-Tuning, optimierter JavaScript-Performance und einem durchdachten UX-Design. Nur so können Shops dauerhaft überzeugen – für Nutzer wie für Suchmaschinen.
Warten Sie nicht auf den nächsten Relaunch!
Kontrollieren Sie regelmäßig Ihre INP-Werte, setzen Sie auf die Kombination aus realen Nutzerdaten und Labor-Analysen – und investieren Sie gezielt in Maßnahmen, die nicht nur Kennzahlen, sondern vor allem das Einkaufserlebnis Ihrer Besucher verbessern.
Gerne unterstützen wir Sie als erfahrene Shopware-Agentur: Wir analysieren Ihren Shop, identifizieren Performance-Bremsen und setzen mit Ihnen realistische, messbare Verbesserungen um – damit aus schnellen Reaktionen nachhaltiger Geschäftserfolg wird.